8 FRAGEN AN FLORIAN SCHROEDER

Florian Schroeder auf der Bühne

So haben Sie das noch nie gesehen!

Die meisten kennen Florian Schroeder vor allem als Kabarettisten, Parodisten, Hörfunk- und TV-Moderator und Autor, der messerscharf und pointiert Politik, Gesellschaft und Zeitgeschehen analysiert. Uns begeistern ebenso sehr seine Vorträge. Als Redner erklärt er uns, warum wir in einer Multioptionsgesellschaft leben, scheinbar alle Möglichkeiten und irgendwie doch keine Wahl haben. Schonungslos frech, tiefsinnig komisch und mit erstaunlichen Aha-Erlebnissen fürs Publikum.

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Müslisorte, Automarke, Urlaubsland, Modestil… Wir haben so viel Auswahl, dass wir vor lauter Vergleichen nicht mehr zur erlösenden Entscheidung kommen. Und entscheiden wir uns doch, bleibt oft die bohrende Frage: Was wäre gewesen, wenn…?

Bei Florian Schroeder fühlen wir uns herrlich ertappt. Der Redner hält uns den Spiegel vor und rät, dem vielgerühmten Bauchgefühl auch mal zu misstrauen. Er liefert uns eine Anleitung zum besseren Entscheiden, damit der Akku länger hält und wir zufrieden werden. Mit Humor, mit Tiefgang und vor allem menschlich.

Wie gut es tut, Entscheidungen zu treffen, warum Führungskräfte solche auch delegieren sollten, und was er sich selbst am meisten wünscht, hat er uns im Interview verraten. – Florian Schroeder einmal „backstage“. Wir wünschen viel Vergnügen!

1. Welche Botschaften möchten Sie Ihren Zuhörern mit auf den Weg geben?
Lassen Sie sich nicht verunsichern, haben Sie weniger Angst und mehr Mut, verlassen Sie sich nicht nur auf Ihre Gefühle, auf die sogenannten Bauchentscheidungen, denken Sie nach, Intuitionen sind gut, können uns aber auch täuschen.

2. Wie sind Sie Vortragsredner geworden?
Ich komme ja von der unseriösen Seite der Macht, aus der Unterhaltung, der Satire. Ich habe ein Buch geschrieben zum Thema Entscheidungen und dabei so viel recherchiert, dass ich neben dem unterhaltsamen Kabarett-Programm eine Vortragsfassung gemacht habe, die sich nicht nur an der Pointe orientiert, sondern vielleicht auch mehr leisten kann.

3. Was treibt Sie persönlich an?
Neugier auf Menschen, auf Themen, das Bedürfnis, die eigene Zeit, das was alle angeht und umtreibt, zu verstehen, neu zu drehen, anzuwenden und unterhaltsam zu präsentieren. Das größte Glück ist, wenn Zuschauer nach den Vorträgen zu mir kommen und sagen: „So habe ich das noch nie gesehen“. Dann habe ich schon viel erreicht.

4. Was raten Sie Unternehmen, die sich fit für die Zukunft machen wollen?
„Stellt gute Leute ein uns lasst sie ihre Arbeit machen!“ Ein ebenso einfacher wie wahrer Satz des Psychologen Gerd Gigerenzer. Lasst Fehler zu, statt sie zu sanktionieren und versucht in Führungspositionen nicht, alle Entscheidungen selbst treffen zu müssen. Wahre Größe zeigt sich in der Fähigkeit, Entscheidungen zu delegieren, aber trotzdem verantwortlich zu bleiben.

5. Welches war ihr schönstes Vortragserlebnis?
In Hamburg vor über 2.000 Menschen zu erleben, dass sich das Thema Entscheidungen in 20 Minuten auf den Punkt bringen lässt und inmitten von sehr unterschiedlichen Referenten an diesem Abend Humor und Ernst so zusammenzubringen, dass die Zuschauer doch recht begeistert schienen.

6. Welches war die größte Panne, die Ihnen bei einem Vortrag/Seminar passiert ist?
Das war auf Mallorca vor Ärzten und Apothekern. Die Videotechnik war komplett ausgefallen, ich konnte keine Videos, Bilder und andere Zuspieler mehr zeigen. Das dauerte über 15 Minuten – irgendwann standen drei Leute um das Notebook und versuchten es immer wieder zum Laufen zu kriegen – ohne Ergebnis. Ich improvisierte derweil, was am Ende als der lustigste Teil des Vortrags gesehen wurde. Das ist letztlich auch Entscheiden: Weitermachen, improvisieren, dranbleiben, auch wenn gar nichts mehr geht. Das ist das Leben.

7. Wen würden Sie gerne einmal persönlich treffen?
Es mag mit den aktuellen Entwicklungen und einer gewissen Nostalgie zu tun haben, aber es ist Barack Obama. Ich würde das Charisma, das man in der Ferne erleben konnte, gerne einmal live und ohne Kameras erleben.

8. Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft?
Auch wenn es abgedroschen klingt: Gesundheit. Das ist die Basis und Voraussetzung von allem. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass meine Entflammbarkeit und Begeisterung für Menschen und Themen erhalten bleibt. Es gibt in meinem Beruf nichts Schlimmeres als Bitterkeit und Zynismus, das ist das Ende. Man darf und soll auch zynische Witze machen, aber Zynismus als Lebenshaltung ist furchtbar.