8 FRAGEN AN UDO VAN KAMPEN

UdovanKampen

Zukunft Europa

Ohne ein vereinigtes Europa haben wir kaum eine Chance. Das meint einer, der uns jahrzehntelang als ZDF-Korrespondent aus Brüssel über die EU informiert hat und der sich heute als Keynote-Speaker leidenschaftlich für sie einsetzt: Udo van Kampen.

Udo van Kampen fesselt sein Publikum mit seinem fundierten Wissen zur aktuellen wirtschaftlichen und politischen Situation in Europa und der Welt. Er liefert jede Menge Argumente, warum es für Unternehmen so wichtig ist, dieser Situation strategisch zu begegnen. Und er nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. – Gesucht hat der ehemalige Wirtschaftsjournalist die Vortragsbühne nicht. Warum er dem Ruf zum Redner dennoch folgt: Lesen Sie selbst.

1. Welche Botschaften möchten Sie Ihren Zuhörern mit auf den Weg geben?

Die wichtigste Botschaft ist, dass sich die Welt – und insbesondere Europa – im dramatischen Wandel befinden. Der Westen, der „alte“ Westen, wie wir ihn kennen, besteht nicht mehr. Er ist zerstört durch die neue amerikanische Politik, durch Donald Trump und durch Putin. Beide wollen eine Spaltung Europas. Darauf gilt es, sich strategisch einzustellen, ob es jetzt Banken oder auch Unternehmen sind.

2. Wie sind Sie Vortragsredner geworden?

Ich habe mich nie beworben. Als Vortragsredner wurde ich aufgrund meiner langen Jahre in Brüssel und meiner Expertise über die europäischen Themen von den Veranstaltern, von Banken, von Unternehmen und von Redneragenturen wie der Ihren angefragt.

3. Was treibt Sie persönlich an?

Persönlich treibt mich eine Leidenschaft an, was die Zukunft Europas betrifft. Ich bin überzeugter Europäer und glaube, dass gerade in einer sich wandelnden Welt, wo die Krisenherde um Europa herum immer näherkommen, ein geeinigtes Europa für die Zukunft unserer Kinder und Enkel die einzige Chance ist. – Und die Wirtschaft. Wirtschaft für uns alle, für unseren Wohlstand, für unsere Demokratie, für unsere Zukunft.

4. Was hat Sie an Ihrer Tätigkeit als Europa-Korrespondent besonders fasziniert?

Fasziniert hat mich die Entwicklung in den einzelnen Ländern. Fasziniert haben mich auch die unterschiedlichen Mentalitäten in den einzelnen Nationen und die Persönlichkeiten, die versucht haben, Europa wieder zusammenzuführen, und die auf jeden Fall versuchen, die Spaltung Europas zu verhindern. Und am meisten hat mich in jüngster Zeit der französische Staatspräsident Emmanuel Macron beeindruckt, der wirklich versucht, mit einer Neugründung der europäischen Union den Gedanken Europas wieder zum Leben zu erwecken.

5. Was ist Ihr Rat für Unternehmen heute?

Mein Rat an die Unternehmen ist, sich strategisch auf die neue Situation einzustellen. Was wir derzeit erleben – mit der Entwicklung in Amerika, mit der Entwicklung in Russland – das ist keine kurzfristige Sache, die durch eine mögliche Abwahl von Donald Trump erledigt wäre. Ich glaube, langfristig müssen wir uns darauf einrichten, in Europa und auch die Unternehmen, dass in handelstechnischen Fragen, politischen Fragen und verteidigungspolitischen Fragen eine neue Ära beginnt. Darauf gilt es sich einzustellen, wirtschaftlich wie politisch. Und nicht zu vergessen ist dabei der Brexit, eine große Gefahr für die Deutsche wie Europäische Wirtschaft – sollte es zu einem ungeregelten Austritt kommen.

6. Welches war Ihr schönstes Vortragserlebnis?

Am meisten macht es mir Spaß, wenn es im Anschluss an den Vortrag zu einer inhaltlich lebhaften Diskussion kommt. Wenn ich spüre, dass die Leute das Thema interessiert, dass sie Nachfragen haben und nicht nur an das kalte Buffet denken. Sondern, dass die engagiert sind, auch mit Widerspruch, auch mit anderen Meinungen.

7. Welches war die größte Panne, die Ihnen bei einem Vortrag passiert ist?

Meistens sind Pannen technisch bedingt. Häufig ist das Mikrofon ausgefallen, häufig klappt die Bildzuspielung nicht oder es ist kein Ton vorhanden. Aber das alles kann überwunden werden, indem man dann lauter spricht oder den Vortrag notfalls ohne Bildzuspielung zu Ende bringt.

8. Wen würden Sie gerne einmal persönlich treffen?

Ich habe in der Tat in meinen 40 Jahren beim ZDF praktisch alle großen Politiker Europas oder auch der Welt, zum Beispiel bei den G20- oder den G7-Gipfeln, persönlich kennengelernt. Ich hatte auch die Chance, mit dem französischen Staatspräsidenten einen Drink zu nehmen während der Karlspreisverleihung in Aachen. Aber wen ich wirklich einmal treffen wollte, weil ich da bisher noch keinen Zugang hatte, wäre Habermas*. Mit ihm einmal in eine Diskussion zu treten, das wäre für mich ein großes Glück und eine große Herausforderung.

* Jürgen Habermas, Jahrgang 1929, emeritierter Professor der Philosophie und Soziologie